Theriak

Allgemeines

Bereits um 170 v. Chr. wurde im klassischen Griechenland eine Arznei unter dem Namen Theriakon erwähnt, die sich aus Anis, Fenchel und Kümmel, vermischt mit Honig, zusammen setzte. Sie wurde gegen tierische Gifte, vor allem Schlangenbisse, eingesetzt. Ihre Rezeptur war auch in die Mauer des Asklepieions von Kos eingemeißelt. Bereits wenig später wurde die Rezeptur um zahlreiche Bestandteile erweitert. So soll Mithridates VI. Eupator, König von Pontos in Kleinasien (um 100 v. Chr.) mit seinem Leibarzt die Liste der Zutaten bis auf 54 Ingredienzien erweitert haben, um sich damit gegen Giftanschläge aus seiner eigenen Familie zu wappnen. Unter den neuen Zutaten befanden sich auch Bestandteile "giftresistenter" Tiere, wie Entenblut, Schlangen- und Krötenfleisch. Nach ihm wurde das Mittel daher auch Mithridat genannt. Eine weitere Varietät, die unter anderem Vipernfleisch enthielt, die Theriaca andromachi, entstand im antiken Rom zur Zeit Kaiser Neros und soll von dessen Leibarzt Andromachos zur Vorbeugung gegen einen Giftmord entwickelt worden sein (wikipedia 2018).

Besonders im Mittelalter wurde die Rezeptur dann laufend erweitert, bis sie mehrere hundert Zutaten aufwies. Eine der wichtigsten davon war sicherlich Opium wegen seiner schmerzstillenden Wirkung, wodurch Theriak zum Universalheilmittel gegen viele Krankheiten und Gebrechen avancierte. Allerdings wurde die Arznei nun zu horrenden Preisen gehandelt, sodass sich einerseits nur sehr reiche Personen das Mittel leisten konnten, andererseits aber auch ein schwunghafter Handel mit billigen Fälschungen einsetzte. Aus diesem Grund begann man in Venedig, einem der bedeutensten Handelsplätze für Theriak, das Mittel öffentlich, in einer mehrtägigen Zeremonie und in Anwesenheit höchster Autoritäten zuzubereiten. Doch auch im Mittelalter fand ein einfacherer, gemäß dem Antidotarium Nicolai aus nur vier Arzneidrogen hergestellter Theriak (theriaca diatesseron, theriaca minor) ebenfalls Verwendung (wikipedia 2018).

Rezeptur:

Eine einfache Rezeptur für Theriak findet sich beispielsweise in der vierten Auflage der Pharmacopoea Borussica von Juch & Raab (1827) gemäß wikipedia (2018):

2160 g Honig
  30 g Opium, in Malagawein gelöst
 180 g Angelikawurzel
 120 g virginische Schlangenwurzel
  60 g Baldrianwurzel
  60 g Meerzwiebel
  60 g Zittwerwurzel
  60 g Zimmtcassia
  30 g Kleine Kardamomen
  30 g Myrrhe
  30 g Gewürznelken
  30 g krystallisirtes schwefelsaures Eisen

Nimm: abgeschaumten Honig sechs Pfund [2160 g]. Nachdem er etwas erwärmt worden mische hinzu gepulvertes, in einer hinreichenden Menge Malagawein aufgelöstes Opium eine Unze [30 g]. Dann setze hinzu: gepulverte Angelikawurzel sechs Unzen [180 g], virginische Schlangenwurzel [Aristolochia serpentaria] vier Unzen [120 g], Baldrianwurzel, Meerzwiebel, Zittwerwurzel, Zimmtcassia, von jedem zwei Unzen [60 g]. Kleine Kardamomen, Myrrhe, Gewürznelken, krystallisirtes schwefelsaures Eisen, die in Pulver gebracht worden, von jedem eine Unze [30 g]. Es werde eine braune Latwerge, welche an einem kühlen Orte vorsichtig aufbewahre. Anmerkung: Eine Unze [30 g] dieser Latwerge enthält ungefähr fünf Gran [0,3 g] gepulvertes Opium.

Eine opiumfreie Variante des Theriaks, die auch den giftigen Meerzwiebel nicht mehr enthält, findet heute noch gelegentlich in der Volksmedizin Verwendung und ist auch Bestandteil des sogenannten "Schwedenbitter". Eine entsprechende Rezeptur lautet folgendermaßen:

Angelikawurzel (ca. 40%)
Baldrianwurzel (ca. 15%)
Zimt (ca. 15%)
Zitwerwurzelstock (ca. 15%)
Cardamom (ca. 7,5%)
Myrrhe (ca. 7,5%)

Diese Kräutermischung kann einerseits mit Kornbrand und weiteren Kräutern zum bekannten "Schwedenbitter" angesetzt werden. Andererseits kann zur äußerlichen Wundbehandlung aber auch eine Latwerge mit Honig angerieben werden, wobei sich hierfür besonders Manuca-Honig empfiehlt. Wenn es die nationale Gesetzeslage erlaubt, können statt des Opiums auch Hanfblüten oder reines Cannabidiol beigemengt werden. Dies erhöht die entzündungshemmende und schmerzstillende Wirkung.

Literatur:

Juch, C. W. & W. Raab 1827. Pharmacopoea Borussica. 4. Auflage. Johann Adam Stein, Nürnberg, 1830.
Seite "Theriak". In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 7. Februar 2018, 20:07 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Theriak&oldid=173767058 [online 2018.04.19]

Theriak-Zubereitung in Venedig (1512)
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